
Es ist wieder Ranking-Saison. Egal welche Zeitschrift, welches Social-Media-Portal – die besten Ärzte, die besten Werbeagenturen und die besten Anwälte werden gerankt, bewertet, gereiht – in möglichst vielen Kategorien nach mehr oder weniger transparenten Kriterien. Einmal sind es Journalisten, dann die Öffentlichkeit, manchmal die Kollegen. Das ist ja zum einen ganz fein, denn als ehrgeiziger Anwalt sind die diversen Rankings ein Ansporn. Wir messen uns – so sagt man – ganz gerne mit den Marktbegleitern. Soweit und auch so gut. Rankings sollten einen Marktüberblick geben, den Markt in seiner Gesamtheit aufzeigen, Pioniere präsentieren und Marktführer vorstellen. Sie sollten für Außenstehende, die vielleicht einen passenden Orthopäden, Social-Media-Werber oder Fachanwalt suchen, eine Hilfe sein, sie sollten Bewerbern passende potenzielle Arbeitgeber zeigen. Aber tun das diese Rankings tatsächlich?
Sind sie nicht viel mehr ein Beauty Contest, bei dem jeder Nominierte seine Facebook-Freunde und LinkedIn-Kontakte motiviert und zum Voten auffordert. So wird die Ranking-Saison zur Jagdsaison – auf der Pirsch nach den meisten Stimmen. Diese Aussagekraft der Bewertungen ist dann vielleicht mehr ein Spiegel des unermüdlichen Kontakte Kontaktierens. Und ist Kampagnenfähigkeit wirklich ein Kriterium für den guten Arzt, den Anwalt, den Techniker? Eigentlich sollte ja Erreichtes zählen und nicht nur Erzähltes reichen …
Eine weitere Herausforderung sind dabei die Kategorien. Während die Welt nach Spezialisierungen, USPs, eigenen Märkten und selbst definierten Marken verlangt, wird der Versuch unternommen, jede Branche in Kategorien zu zwängen. Weder der Allrounder noch der Rebell, der seine eigene Nische entwickelt hat, findet in der Mainstream-Welt seinen Platz.
Die Conclusio: Ich gratuliere jedem in diesen Rankings, aber auch ebenso jenen, die nicht auf diesen Listen genannt werden. Es ist eine schöne Auszeichnung für den Erfolg und die harte Arbeit, die dahintersteckt. Aber es ist auch ziemlich lässig, nicht aufzuscheinen. Diese Rankings sind nichts anderes als Starmania oder Deutschland sucht den Superstar. Es sollen die einen oder anderen den Satz gehört haben: „Ich habe heute leider kein Foto für dich“ – und dennoch oder vielleicht deswegen sind sie in eine große Karriere gestartet. Denn es gilt noch immer, dass in Wirklichkeit nur das Erreichte zählt.